**Da mein Reisebericht von der "> Bella Tour 17 Seiten lang ist, hier ein Ausschnitt von unserem Besuch in Neapel***
Am nächsten Tag erreichten wir Neapel. Wie heißt es doch: Neapel: Sehen und Sterben. Ich würde es umgekehrt machen. Es ist einfach schrecklich. Manchmal aber, auch nur ganz wenig manchmal, auch ein kleines bisschen schön schrecklich. Wirklich, nur in ganz wenigen Augenblicken. Eigentlich wollten wir den Ausflug an die Amalfiküste machen. Das Wetter war aber nicht berauschend, es sah nach Regen aus, also blieben wir in Neapel und wollten Hopp on Hopp Off machen. Das kennen ja die meisten mittlerweile. Aber in Neapel ist halt vieles anders, so auch Hopp on Hopp off. Theoretisch kann man direkt am Hafen einsteigen. Da es aber nach Regen aussah und die obere Etage im Bus nicht Wasserfest war, nahmen die halt nur 26 Leutchen mit. Das erklärte die nette Neapolitanerin dreisprachig und jedem potenziellen Fahrgast einzeln. Die Italiener haben die Ruhe weg, das habe ich schon in den ersten Minuten gelernt. Irgendwann waren wir auch mal dran. Allerdings auf Deutsch hatte sie es nicht drauf. Erwarte ich auch nicht. Wir hatten aber trotzdem verstanden, was sie den anderen gefühlten 100 Leutchen vor uns schon gesagt hat und sind in den Bus eingestiegen. Die anderen 100 Leutchen sind übrigens nicht eingestiegen…Ich kann euch heute sagen, die hatten es verstanden.
Es ist ja immer so, sobald einer einsteigt, folgt der Rest. Der Bus war also schnell voll, die Fahrt begann. Einmal ca. 2 km gerade aus, dann eine 180 Grad Wendung und 1,8 km wieder die gleiche Richtung, aus der wir kamen. Unter Stadtrundfahrt hatte ich mir irgendwie was anderes vorgestellt. Aber der Bus bog rechts ab, wir hatten Hoffnung. Die Fahrt endete ziemlich bald am Castel Nuovo, der neuen Burg, eines der bekanntesten Bauwerke der Stadt. Dort war der Sammelplatz der Hopp On Hopp Off Busse. Hier trafen wir auch einige der 100 Leutchen wieder. Die sind einfach zu Fuß gegangen. Bei ca. 200 m Entfernung wäre das auch kein Problem gewesen. Vielleicht hatte die nette Neapolitanerin bei uns keine Lust mehr, diesen doch sehr entscheidenden Hinweis zu geben.
Claus stellte sich mit Karl am Häuschen an und hier wurde uns wieder schlagartig klar, dass in Neapel nichts ist wie überall sonst wo auf der Welt. Man musste sich Sitzplatzkarten für den Bus kaufen! Hallo? Sitzplatzkarten? Damit war doch der Sinn dieser Hopp on Hopp Off Gedöns Fahrt völlig verfehlt. Aber ich wollte da keinen Aufstand machen. Das hätten die eh nicht verstanden. Ich hatte auf jeden Fall genug. Verkehr, Lärm, Huperei, Dreck. Neapel präsentierte sich uns von seiner nicht gerade Schokoladenseite. Und da habe ich auch verstanden, weswegen die Kreuzfahrtschiffe Neapel nur als Hafen brauchen. Die Umgebung von Neapel ist das schönste. Tja, muss man wissen. Capri, Sorrent, Amalfi, Vesuvio, alles Topziele in der Umgebung. Aber bei drohendem Unwetter auch keine wirklichen Alternativen für diesen Tag. Mein Ziel war die Bella. Sauna, Balkonien, Bar egal, Hauptsache weg von Neapel. Ihr werdet es nicht glauben, aber für einen klitzekleinen Moment wäre ich froh gewesen, wir hätten einen Ausflug gebucht. Schließlich will man ja doch was sehen, wenn man schon mal da ist.
Auf dem Weg zurück zum Schiff, wir hatten alle kapituliert, sprach Renate einen Taxifahrer an. Sie meinte zwar, der hätte sie angesprochen, aber letztlich spielt es keine Rolle. Ich werde ihr auf jeden Fall die nächsten Jahre dank… Nein nicht so voreilig. Der freundliche Taxifahrer wollte uns sein Neapel zeigen. Zwei Stunden hätte er Zeit, dann müsste er nach Hause zum Mittagessen. Pro Person wollte er 25 EUR. Wir handelten ein bisschen, Renate wollte umsonst mitfahren, weil angeblich von uns anderen keiner Englisch konnte und sie übersetzen müsste. Da ließ Silvio sich aber nicht drauf ein und er meinte nineteen. Ich habe ninety verstanden, aber ich konnte keinen davon überzeugen. Egal, wir ins Auto und ab. Die Zeit drängte ja.
Wir fuhren wie kurz zuvor mit dem Bus rechts ab. Ca. 2 km lang, dann 180 Grad Wendung und dann über die Straßenbahnschienen wieder die gleiche Richtung, aus der wir gekommen sind zurück! Irgendwann bemerkte ich, dass wir ja wieder an der "> seihen. Si, Si, pas de problem. Ach, diese Italiener. Irgendwann so bei 1,85 Kilometer ging es aber rechts ab. Für das praktische nicht Weiterkommen haben wir 35 Minuten gebraucht, trotz Straßenbahnschienen. Es ging nichts vor und nichts zurück. Übrigens, wer sich beruflich verändern will, für den habe ich eine gute Perspektive in Italien gefunden: Verkauf von Hupen aller Art für zwei und vierrädrige Fortbewegungsmittel (= Roller und Autos). Ich garantiere euch, ihr werdet zu Millionären. Gut, ich könnte das für mich behalten und selbst in die Hupenproduktion einsteigen. Aber Neapel ist einfach nichts für meine Nerven. So überlasse ich euch gerne das Feld.
Nach dem Rechts abbiegen ging es dann zur Galleria Umberto I. Wofür das I jetzt genau steht, habe ich echt nicht mehr behalten, wohl aber, dass es sich bei der Galleria um die Einkaufspassage im Herzen der Altstadt handelt. Klar, so was vergisst keine Frau. Obwohl ich nicht aussteigen konnte, bin ja nicht lebensmüde. Imposant ist die riesengroße Glaskuppel auf dem Dach der Galleria. Direkt gegenüber liegt das Opernhaus Teatro San Carlo. Dies wurde einst dem Bourbonenkönig Karl IV. von Neapel gebaut und galt jahrelang als das größte und angesehenste Opernhaus noch vor der Mailänder Scala.
So, Silvio klappte die Außenspiegel ein, es ging in das Herz Neapels, in die centro storico, die Altstadt. Sehr, sehr schmale Gässchen, Straßen in die in Deutschland ein Auto passen würde, hier aber ein Auto, zahlreiche Fußgänger, die rechts und links gingen und unzählige Vespas, die meist von hinten zwischen Auto, Fußgänger und Häuserfront – wenn es ganz eng wurde, dann zwischen Auto, Fußgänger und Straßenauslagen – hervor kamen. Man kann es gar nicht mehr wiedergeben. Ich war fertig mit meinen Nerven. Irgendwie dachte ich immer, der Popo da vorne ist uns, aber irgendwie ging es dann trotzdem gut. Auf der Jagd nach einem Neapolitanischen Popo. Könnte auch ein Film heißen. Silvio sagte immer „don´t worry“. „Si si“, antwortete ich. Zurechnungsfähig war ich eh nicht mehr. Das schlimmste waren die Kreuzungen, wenn aus allen Himmelsrichtungen die Autos, Vespas und Fußgänger kamen. Denn eine rote Ampel, na, sagen wir mal so, gibt es schon in Neapel, wird aber meist ignoriert. Man fährt einfach und irgendwie kommt man auch durch. Da braucht man Nerven zu, `ne Hupe und Gottvertrauen.
Irgendwann waren wir auf einem Berg. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick über Neapel. Von hier sieht es so ruhig und friedlich aus. Bei besseren Wetterverhältnissen hätte man auch einen fantastischen Blick auf den Vesuv gehabt, aber der war schon den ganzen Tag in Wolken und Nebel versteckt. Ich glaube, der hatte keine Lust mehr, sich das Drama Verkehr in 24 Akten (=Stunden) anzusehen. Leider fand die „Don´t worry“ – „Si Si“ Tour durch Neapel ihre Fortsetzung. Vom Berg mussten wir ja irgendwie wieder runter. Vorbei an wunderschönen Villen kamen wir irgendwann auf einen großen Platz. Aus allen Ecken kamen Autos mit Mama et bambino. Die Schule war gerade aus. Auf dem Platz ging verkehrstechnisch gar nichts mehr. Der Verkehr kam zum erliegen – wie es im Verkehrsfunk immer heißt. Aber was macht der Neapolitaner? Er hupt! Spätestens jetzt sollte jeder von meiner Geschäftsidee überzeugt sein. Er hupt. Die anderen natürlich auch. Wir waren mitten in einem Hupkonzert. Voran kamen wir aber nicht. Ich sagte Silvio, dass das doch nichts bringt mit der Huperei (italienische Schlagerschnulzen wäre mir echt lieber gewesen), aber er meinte nur „Wir in Neapel müssen immer Hupen.“ Ah, verstanden. Irgendwann war es ihm zu bunt und er bahnte sich den Weg. Keine Ahnung wie er es geschafft hat, denn ich habe die Augen zu gemacht. Die „Don´t worry.“ - „Si Si“ Tour war an ihrem Höhepunkt angekommen. Gott sei Dank auch langsam an ihrem Ende. Länger hätten meine Nerven das ohne psychologische Hilfe nicht durchgestanden.
Silvio ließ uns an einer Pizzeria irgendwo am Meer raus. Essen wollte er nicht mehr mit uns, er musste ja nach Hause. Die Taxifahrt war beendet. Claus gab ihm 90 EUR (4x19 EUR plus Trinkgeld) und Silvio meinte nur enttäuscht, wie kein Trinkgeld? Tja, meine lieben Leser. Ich hatte mal wieder Recht. Es waren 90 EUR (ninety euro for all). Also, gut zuhören, wenn der Taxifahrer mit euch spricht.
Die Pizza hatten wir uns verdient! Da war ich mir sicher!! Wenn man schon mal in Neapel isst, sollte man auch die Pizza Napoli probieren. Allerdings darf man keinen Käse erwarten. Sie ist nur mit Tomatenscheiben, Olivenöl und Basilikum oder Oregano belegt. Seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es diese Pizza. Pizza galt schon immer als Arme Leute Essen und für den Käse hat es halt nicht mehr gereicht. Aber Pizza ohne Käse? Alles muss man ja nicht probieren. Also habe ich die zweitberühmteste Pizza probiert, die Pizza Margherita. Beide sind ja irgendwie in Neapel erfunden worden. Die Pizza Margherita wurde erstmals im Juni 1889 in der Pizzeria Brandi hergestellt. Der Besitzer wurde beauftragt, für König Umberto I und seine Frau Margherita eine Pizza zu servieren. Aus dem Nationalstolz heraus wurde die Pizza mit den italienischen Nationalfarben belegt: grünes Basilikum, weißer Mozzarella und rote Tomaten.
So, ihr Lieben, jetzt wisst ihr, wo der Name Margherita her kommt und ich weiß, was das I bei der Galleria Umberto bedeutet. Manchmal steht man ja echt auf dem Schlauch…
Neapel, sterben und sehen. Von der Reihenfolge bin ich immer noch überzeugt!
In diesem Sinne: Sail away!
Katrin und Claus (der zwar nichts geschrieben hat, aber trotzdem nicht unerwähnt bleiben sollte)