Dass er mit seinem Vorschlag bei der AIDA-Gesellschaft offene Türen einrennen würde, hätte sich Modellbauer Ernst Goldbeck aus Wersen so nicht träumen lassen. Wollte er doch lediglich eine offizielle Schiffstaufe für seine kleine "> anregen. Die Betreiber der großen "> reagierten begeistert auf seinen Vorschlag und luden den Wersener samt Modell für heute Mittag nach Rostock ein.
Am Anfang war ein Stück Holz. "Und das will liebevoll behandelt sein", verrät der gelernte Koch Goldbeck augenzwinkernd und erklärt, wie dieses zuerst geschliffen und gebohnert werden muss, damit anschließend in mehreren, kunstvoll aufgetragenen Schichten ein Abdruck von dem Holzrumpf genommen werden kann. Dabei wechseln sich Trennwachse, Polyesterharz und Glasfaserschichten mehrfach ab. Am Ende dieser Prozedur steht der fertige Schiffsrumpf, auf den die verschiedenen Decks des Luxusliners gesetzt werden.
Goldbeck freut sich, dass sein jüngstes Modell nun so viel Aufmerksamkeit erfährt. Für seine eingeschickte Fotomappe vom Schiff und den Vorschlag zur Taufe bekam er sofort zustimmende Antwort von dem finnischen Werftenverband.
Der Kapitän der ">, Dr. Friedhold Hoppert, war sogar so begeistert, dass er die Taufe vom Kai direkt auf das Schiff verlegte. Nun wird die kleine Wersener "> sogar auf ihrem Mutterschiff getauft.
Die Zeremonie vollzieht die Leiterin der Housekeeping-Crew, die zuvor ausgelost wurde. Für die Taufpatin hat Goldbeck noch eine kleine Überraschung vorbereitet: Sie bekommt eine Miniaturnachbildung des Schiffes und eine Urkunde als Anerkennung.
Ein Jahr Arbeit und gefühlte 1500 Euro stecken in dem knapp zwei Meter langen AIDA-Modell. "Im Einzelnen rechne ich das nicht nach", bekennt Goldbeck. Er kennt nur die Kosten für einzelne Posten. Dafür ist jetzt eine naturgetreue Nachbildung entstanden, mit Gästen, Crew, Positionslampen und Suchscheinwerfern samt Rudermaschine und Elektromotoren. Goldbeck kann sogar den Qualm imitieren.
"Ursprünglich war ich mal Modellflugzeugbauer, die konnten sogar fliegen - aber das gab zu viel Bruch", erinnert er sich lachend. Seit fast 40 Jahren baut er nun Schiffsmodelle und hat es in dieser Zeit auf etwa 40 Stück gebracht.
Die Nachbauten fertigt er nach Originalplänen der Werften im Maßstab 1:100. "Man muss sich diese Pläne wie Burda-Schnittmuster vorstellen", erklärt er. Diese werden auf das Material gepaust und anschließend ausgesägt.
Goldbeck hat am Mittwoch schon mal seine Miniatursektflasche für den Ernstfall getestet: "Sie zerbricht wie vorgesehen", berichtet er. Die kleine Flasche ist auch tatsächlich gefüllt - allerdings mit Mineralwasser: Mit echtem Sekt habe er nur eines seiner Schiffe getauft, anschließend "war ich tagelang am Deckschrubben", berichtet Goldbeck. Das war dem Wersener offenbar genug Schiffsjungenerfahrung.
Als nächstes Projekt plant er die Ostseefähre "Sylja Europa". Wir dürfen also auf den Stapellauf im nächsten Jahr gespannt sein.
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