Me(e)hr Wasser bitte!
Keine Kreuzfahrt ohne Wasser. Doch während sich die Passagiere im Voraus meist nur Gedanken darüber machen, über welches Wasser ihre Kreuzfahrt führen soll, vergessen die meisten, dass der Betrieb ihres erwählten Ozeanriesen dann auch stündlich Tausende Liter Frischwasser verlangt.
Mittlerweile sind auf den größten Schiffen während einer Kreuzfahrt mehr als 7.000 Menschen an Bord. Sie alle benötigen Frischwasser für die Getränke, zum Duschen und für den Toilettengang. Auch die Küche, die Wäscherei, der Reinigungsservice und der Poolbereich haben einen großen Bedarf. Mehr als eine Million Liter kommen so pro Kreuzfahrttag zusammen.
Selbstverständlich können solch große Mengen nicht auf Vorrat mitgenommen werden und so greifen die Kreuzfahrtreedereien unterwegs auf zwei verschiedene Wege der Frischwasserversorgung zurück.
Die grundsätzlich einfachere Variante ist die Befüllung der leeren Tanks mit Wasser vom Festland. Doch nicht in jedem Hafen kann zu jeder Jahreszeit die benötigte Wassermenge zur Verfügung gestellt werden – vor allem nicht, wenn die Zahl der einlaufenden Schiffe groß ist. Zudem entspricht in einigen Ländern die Wasserqualität nicht den benötigten Standards, sodass das Wasser vor der Nutzung erst aufwendig aufbereitet werden muss.
Daher sind die heutigen, modernen Kreuzfahrtschiffe zusätzlich mit beeindruckenden Wasseraufbereitungsanlagen ausgestattet. Diese kommen hauptsächlich auf Routen zum Einsatz, auf denen nicht täglich ein neuer Hafen angelaufen wird, und greifen dann einfach auf das Element zurück, das im Überfluss vorhanden ist – Meerwasser.
Dieses wird zunächst an Bord gepumpt und erst einmal mithilfe einer besonders feinen, halbdurchlässigen Membran von Salzen, Schwebstoffen und Bakterien befreit. Anschließend kommen riesige Vakuumdampfer zum Einsatz, die das Wasser erst verdampfen und danach wieder kondensieren lassen. Die Energie hierfür liefert in der Regel die Abwärme des Motorkühlwassers gepaart mit einem leichten Unterdruck. Je nach Aufbereitungsanlage kommen dann im Anschluss auch noch Aktivkohlefilter, Silberionen- oder Ozonbehandlungen sowie eine Desinfektion durch die Zugabe von Chlor zur Anwendung. Und damit das so entstandene Destillat auch für die Zubereitung von Lebensmitteln geeignet ist, wird das Wasser zuletzt noch mit einigen Mineralien, wie zum Beispiel Calciumcarbonat, versetzt.
Die Ansprüche an das Wasser an Bord sind hoch. Seine Qualität wird daher kontinuierlich geprüft und auch die Meerwasseraufbereitungsanlagen selbst unterstehen einer stetigen Überwachung durch die schiffseigenen Ingenieure. Diese behalten auch die zahlreichen Pumpen im Auge, die für die Verteilung des Frischwassers zu den einzelnen Bedarfsstellen verantwortlich sind, und kontrollieren zudem die Zirkulation des Wassers in den Tanks, damit sich dort keine Verunreinigungen bilden.
Das gesamte an Bord produzierte Wasser hat Trinkqualität. Ob es auch tatsächlich schmeckt, ist Ansichtssache. Empfindliche Gäste sollten daher lieber auf Mineralwasser aus Flaschen zurückgreifen. Auf eine zusätzliche Produktion von Brauchwasser (für Toilettenspülungen oder zur Bordreinigung) wird heutzutage auf den meisten Schiffen der Einfachheit halber verzichtet. Es wird jedoch immer öfter großen Wert auf das Sparen von Wasser gelegt. So verbrauchen zum Beispiel Toilettenspülungen aufgrund eines erzeugten Unterdrucks nur noch etwas mehr als einen Liter pro Spülgang und auch die Wäschereien arbeiten Wasser sparend mit dem Kondensat aus den Klimaanlagen.
Im Übrigen fällt natürlich auch jede Menge Abwasser auf einem Kreuzfahrtschiff an. Für dieses gibt es an Bord die Möglichkeit zur biologischen und chemischen Reinigung, sodass letztlich wieder nahezu klares Wasser in den Ozean abgeleitet werden kann. Der dabei zurückbleibende Klärschlamm wird anschließend einfach in der Müllverbrennungsanlage des Schiffes beseitigt.