Die sachliche Routenbezeichnung "Kanaren 1" beschreibt nur höchst unzureichend, welch tolle Woche wir an Bord der AIDAbella verbracht haben! Den Anstoß dazu gab meine Lebensgefährtin, die - begeistert vom AIDA-Konzept - die AIDAbella bereits im Bau in der Meyer-Werft in Papenburg sowie zur Taufe in Warnemünde besucht hat. Jetzt musste zwangsläufig eine Reise auf "ihrem" Schiff folgen. Aber lesen Sie selbst...
Gute vier Stunden Flug trennen den Flughafen Köln/Bonn und den von Las Palmas auf Gran Canaria. Zu unserer Reisezeit lagen dazwischen auch ca. 15 Grad Celsius Temperaturunterschied, so dass wir uns im Flughafen erst einmal der inzwischen überflüssigen Pullover entledigten um dann - nach überraschend schnellem Erscheinen unserer Koffer auf dem Gepäckband - die Busse zur "> zu suchen. Dazu jedoch kam es gar nicht, denn die Suche entfiel: nicht zu übersehende AIDA-Mitarbeiter leiteten den Passagierstrom zielsicher zu den richtigen Bussen, so dass hier nichts schiefgehen konnte. Die halsbrecherische Fahrt des kanarischen Kamikaze-Rennbusfahrers zum Liegeplatz der AIDAbella übergehen wir mal wohlwollend - der Anblick des mächtigen Schiffes entschädigte alle Überlebenden des Transfers.
Nur kurz währte die Enttäuschung, dass wir noch gar nicht drauf durften. Das Einchecken fand nämlich in einem Hafengebäude nach Decks geordnet statt, ging dadurch überraschend schnell. Nachdem wir im Austausch gegen eine Kreditkartennummer die Bordausweise im Scheckkartenformat erhalten hatten, ging es endlich aufs Schiff und nach der obligatorischen Sicherheitskontrolle zu unserer Kabine.
Nach dem Auspacken der bereits angelieferten Koffer folgte das erste eigenständige Umherirren auf dem Schiff, das einem unvorstellbar groß erscheint, wenn man bis dato nur die Borkumfähre gewohnt war... Schnell hatten wir uns aber zum Bella-Vista-Restaurant durchgeschlagen, und dort blieben wir dann auch direkt. Hier machte ich eine Erfahrung, die mich durch jedes Essen dieser Reise begleiten sollte: die Vergewaltigung des Bier-SB-Zapfhahns. An dieser Stelle sei ein Aufruf eingefügt:
"Liebe Bieramateure! Die Zapfhähne in den Buffet-Restaurants der AIDAbella sind nahezu perfekt eingestellt. Man kann in das leicht schräg gehaltene Glas ohne Unterbrechung durchzapfen und erhält binnen Sekunden ein frisches, wohlschmeckendes Pils, und die Wartenden hinter einem kommen zügig zu einem ebensolchen. Nun mag es dynamisch und gekonnt aussehen, das Glas beim Zapfen zu drehen, vor- und zurück und rauf und runter zu schwenken, nur: ES BRINGT NICHTS!!! Außer einem Schaumbad, gigantischem Schankverlust und dem dann folgenden beherzten Eingreifen eines Servicemitarbeiters, der ganz sicher anderes zu tun hat. Also: einfach durchzapfen. Vielen Dank."
Nach dem erfolgreichen ersten Abendessen an Bord schlossen wir uns einer Schiffsführung an. Dadurch bekamen wir nicht nur alle relevanten Bereiche zu sehen, sondern genossen überdies z.B. Gratis-Kostproben aus der Sushi-Bar, die damit Kunden locken wollten. Das hat bei uns mangels Interesse an Sushi nicht funktioniert, aber trotzdem Danke für den Snack.
Inzwischen hatte die AIDAbella abgelegt und sich wortwörtlich in Bewegung gesetzt. Eingedenk unserer relativ bescheidenen praktischen Seefahrtserfahrung (Borkumfähre, Sie erinnern sich?) versetzte es uns in Erstaunen, dass das große Schiff so stark arbeitete. Nun ja, wir befuhren ja immerhin auch den Nordatlantik und nicht den Biggesee. Allerdings befolgten wir die Anweisungen des Clubteams beim Rundgang: dagegen antrinken und -essen und es am besten einfach ignorieren!
Letzteres war umso einfacher, da ja schon die erste Show-Party anstand: Die "Sail away"-Party auf dem Sonnendeck und der Pooldeckbühne startete, und die "Shake, Rattle & Roll"-Show zog uns in ihren Bann. Der Abend klang ob des frischen Windes (Stärke 5-6) relativ schnell aus, und statt in die Anytime-Bar zog es uns müde von den Anstrengungen des Anreisetages in die Kabine, wo uns das Meer recht angenehm in den Schlaf wiegte. Wir hatten wie die allermeisten Passagiere nach der ersten Eingewöhnung an diesem Abend keinerlei Probleme mit den Schiffsbewegungen, da sollte niemand Angst vor haben!
22.03.2009: Auf See/Madeira
Nach dem opulenten Frühstück auf See (die AIDA-Küche hat das Geheimnis perfekter Spiegeleier entdeckt - astrein!) folgte die vorgeschriebene Seenotrettungsübung. Für uns hieß das: Jacken an, Rettungsweste drüber (hatten wir zur Sicherheit am Vortag direkt nach Ankunft tatsächlich schon anprobiert!) und eine Treppe hoch zur Sammelstation. Nach kurzer Zeit war alles vorbei und unser simulierter Seenotfall für Passagiere und Besatzung aufgehoben. Somit konnten wir uns zu dem im täglich erscheinenden ""> heute" ausgeschriebenen Ärztetreffen in der Pier-3-Bar begeben, wo Dr. Wiesholler, einer der beiden Schiffsärzte, bei Kaffee und Kaltgetränken seinen an Bord befindlichen interessierten Kollegen (zu denen meine charmante Begleitung gehört) und deren Anhang (zu dem ich gehöre) die medizinische Versorgung sowie bei einem Rundgang das Bordhospital zeigte und erläuterte. Ein interessanter Blick hinter die Kulissen.
Während des ersten Mittagessens an Bord legte die "Bella" um 13 Uhr im Hafen von Funchal auf Madeira an, so dass wir danach unser Programm starten konnten. Dank recht gründlicher Vorbereitung mit Reiseführer und Internet im Vorfeld der Kreuzfahrt hatten wir konkrete Ziele: zu Fuß ging es durch die schöne und saubere Innenstadt hoch zum Botanischen Garten, nach dessen lohnenswerter Besichtigung mit der Seilbahn rüber nach Monte und von dort zu Fuß wieder zum Schiff. Um es gleich zu sagen: das Vorhaben entpuppte sich als Gewaltmarsch über viele Kilometer zuerst steil bergan, dann steil bergab. Beides sehr anstrengend! Sollte das noch einmal anstehen, würden wir uns sicherlich für die Variante "Taxi" oder "Seilbahn komplett" entscheiden... Immerhin konnten wir nach Rückkehr auf die Bella guten Gewissens das Abendessen sowie die darauffolgenden Shows und Cocktails genießen.
Ein generelles Wort zu den Shows: absolut professionell!!! Ob Gesang, Tanz, Choreographien oder die Schauspiel-Darbietungen, alles war hervorragend und mit aufwendiger Bühnentechnik gemacht. Es war die letzte Reise des damaligen AIDAbella-Show-Ensembles, und man konnte deutlich merken, dass da ein eingespieltes Team mit viel Spaß am Werk war. Da die Tänzer und Sänger auch nach ihren Auftritten z.B. im Publikum saßen und die Kollegen beklatschten oder in den Bars feierten, konnte man den Zusammenhalt in der Truppe deutlich spüren. Das war sehr sympathisch! Den Höhepunkt für das Show-Ensemble stellten auf dieser Reise sicher die Show-Ensemble-Awards dar, die erstmalig in dieser Form vergeben wurden: eine Sängerin ehrte die Akteure im Stil großer Galas mit entsprechend bedruckten T-Shirts, z.B. für den besten Spruch, den gelehrigsten Fremdsprachenlerner oder - jawohl, auch das! - den größten Säufer. Garniert wurde das mit passenden, teilweise auf die Künstler umgetexteten Liedern. Man spürte da wieder den Zusammenhalt des Ensembles, das sich nun nach sechs Monaten auf See wieder trennen musste. Wir waren froh, dieses außergewöhnliche Schauspiel miterlebt zu haben.
23.03.2009: Madeira
Den zweiten Tag auf Madeira wollten wir die Insel mit einem Mietwagen erkunden. Dank der Hilfe der Rezeption (wir erhielten eine Auflistung empfohlener Vermietungen für jeden Hafen der Reise mit Telefonnummern) fanden wir schnell ein gutes Angebot: ein Suzuki Jimny mit Allradantrieb für 30 Euro alles inklusive - sogar Sprit! Günstiger kommt man nicht dran! So ging es zunächst zum Cabo Girao, der mit 589 Metern höchsten Steilküste Europas und der dritthöchsten der Welt. Sehr eindrucksvoll, wie sich gaaaanz tief unter der Aussichtsplattform die Wellen brechen! Von dort ging es in den alten Fischerort Camaro de Lobos, bevor wir ins Inselinnere aufbrachen und z.B. Curral das Freiras einen Besuch abstatteten, welches in einem tiefen Talkessel liegt. Zurück in Funchal, besuchten wir noch den sehenswerten Bauernmarkt, bevor wir es uns an Bord wieder so richtig gut gehen ließen. Immerhin musste das Mittagessen ja zwangsläufig ausfallen (wie an anderen Inseltagen auch), aber sonst kriegt man ja gar nichts zu sehen. Das haben wir in Kauf genommen und uns unterwegs mit landestypischen Snacks beholfen. Um 16.15 Uhr, also kurz vor dem Auslaufen, legten die Offiziere des Club- und Hotelbereichs mit dem Cocktailshaken los. Zum Preis von 1,90 Euro gingen die wohlschmeckenden Getränke über die auf dem Pooldeck aufgebaute Theke. Um 17.00 Uhr legten wir ab Richtung Süden, und nach getaner Arbeit wurden die nautischen Offiziere im Theatrium den Passagieren vorgestellt, allen voran Kapitän Josef Husmann, der die drei wichtigsten Regeln an Bord eines Schiffes kundtat: keine grünen Socken tragen, immer den Teller leer essen (wegen der Sache mit dem guten Wetter) und nicht pfeifen (an Bord pfeift nur einer, und das ist der Wind). Nun, grüne Socken hatten wir gar nicht mit, und zur Einhaltung der anderen Regeln haben wir einfach solange unsere Teller leer gegessen, bis wir nicht mehr pfeifen konnten
Fortsetzung in Kanaren 1.2!