Infiziert und schwer erkrankt - das trifft auf meine Partnerin und mich zu. Allerdings weder mit der "Schweinegrippe" noch mit anderen unangenehmen Mikroben, sondern mit dem Kreuzfahrtvirus! Diese unheilbare Krankheit mit oftmals schwerem Verlauf äußert sich in starker bis stärkster Sehnsucht nach Schiff und Meer, kulinarischen Genüssen und interessanten Zielen. Deshalb konnten wir gar nicht anders, als relativ kurz entschlossen die zweite AIDA-Reise in diesem Jahr zu buchen, diesmal ging es ins westliche Mittelmeer.
19.09.2009, Palma de Mallorca, Balearen, Einschiffung
Nach der Kanaren-Route im März mit der AIDAbella sollte es aus den in meinem ersten Bericht beschriebenen Gründen erneut auf dieses schöne Schiff gehen, das zwischenzeitlich den Weg ins Mittelmeer gefunden hatte und dort auf der Route "Mittelmeer 1" kreiste.
Abfahrthafen war Palma de Mallorca auf der gleichnamigen Baleareninsel, und so stand vor dem sehr großzügigen Bordleben auf dem Schiff das sehr viel weniger großzügige Bordleben in einem Germanwings-Airbus A319 bevor. Hier fiel uns eine Ungerechtigkeit auf: während AIDA-Gäste bei anderen Fluggesellschaften zum gleichen Preis des An- und Abreisepakets mit mehr Platz, kostenlosen Drinks und Snacks während des exakt zweistündigen Fluges ab Köln-Bonn verwöhnt wurden, gab es für uns - nüscht! Auch objektiv weniger Platz und absolut kein Service -
hier müsste "> Cruises entweder für seine Gäste nachbessern oder den Preis bei Flügen mit dieser und ähnlichen Gesellschaften mindern. Immerhin war das Personal freundlich und der Flugkapitän neidisch: laut seiner Ansprache war er selbst in diesem Sommer auf einer AIDA-Reise und bedauerte, dass er nachher wieder zurückfliegen müsse. Außerdem gab es im Flugzeug einen ersten Vorgeschmack auf die Vakuum-Toiletten, die für die nächsten sieben Tage die Überreste des großartigen AIDA-Essens entsorgen würden.
Nach dem gewohnt gut organisierten Transfer zum Schiff mit einem sehr gesittet fahrenden mallorquinischen Busfahrer und dem schnellen, nach Decks geordneten Einchecken fanden wir - die Deckspläne der Bella noch im Kopf - recht schnell zu unserer Kabine, die Dank unserer relativ späten Ankunftszeit (Landung 16.20 Uhr) bereits bezugsfertig war. Das Schicksal hatte uns als AIDA-Vario-Bucher eine "Außenkabine mit eingeschränkter Sicht" auf der Backbordseite auf Deck 6 zugedacht. Dies gereichte uns zu vollkommener Zufriedenheit, da sich die Sichtbehinderung lediglich als Dach eines Tenders/Rettungsbootes entpuppte und die Sicht auf Meer und Häfen keineswegs völlig verstellte - Prädikat: empfehlenswert!
Sodann warfen wir einen ersten Blick in die Bordzeitung ""> heute", die jeden Abend automatisch an der Kabinentür materialisiert und neben Restaurantöffnungszeiten auch alle Veranstaltungen und andere wertvolle Informationen für den nächsten Tag enthält. Eine der dort immer wieder angebotenen Schiffsführungen auf der Bella brauchten wir nicht mehr, und so orientierten wir uns ziemlich bald in Richtung Abendessen im Bella-Vista-Restaurant. Um es gleich zu sagen: kulinarisch wurden unsere Erwartungen wieder voll erfüllt, das Essen ist einfach sensationell!
Schnell hatten wir uns mit dem "Dessert-Manager" im entsprechenden Pavillon im Weite-Welt-Restaurant angefreundet und erfahren, dass es den von uns so begehrten und geradezu göttlich-überirdischen gebratenen Vanillepudding am Donnerstag dieser Reise geben würde - diesem Abend fieberten wir daraufhin schon entgegen. Den muss der geneigte Leser unbedingt probieren!
An dieser Stelle sei ein Aufruf eingefügt, der erneut mit der Vergewaltigung des Zapfhahns in den SB-Restaurants zu tun hat:
"Liebe Bieramateure,
siehe meinen Reisebericht von der Kanaren-Route!"
Nach dem ausgiebigen ersten Abendmahl begaben wir uns vor die Pooldeck-Bühne, wo uns Club- und Entertainment-ManagerIn willkommen hießen. Hier trat dann auch das Show-Ensemble mit Hits der Fünfziger und
Sechziger-Jahre auf, und es gab den Welcome-Drink, für den hunderte Sektgläser kunstvoll in den Farben und dem Schriftzug "">" angeordnet worden waren. Kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Palma lief auch die Lasershow dieser Route ab, die die Häfen und Aktionen dieser Reise darstellte.
Nach ersten Tanzversuchen bei der anschließenden Poolparty wurde klar: es wird Zeit für einen Tanzkurs, und dieser fand dann am nächsten Tag statt.
20.09.2009, 1. Seetag auf dem Weg nach Neapel
Bevor wir nun aber großartige Tanzschritte auf den Fliesen der AIDA-Bar machen konnten, galt es, an der gigantischen Choreografie der obligatorischen Seenotrettungsübung mitzuwirken. Da ich zur Sicherheit bereits am Vortag den Weg zu unserer Musterstation gesucht und gefunden hatte, gehörten wir nicht zu den Personen, die namentlich vom
Kapitän per Durchsage aufgefordert werden mussten, sich nun doch bitte endlich zu ihren Sammelpunkten zu begeben. Nach Aufhebung des Übungsalarms begann für uns der Tanzkurs (an diesem Vormittag Discofox, wir übten uns im Verlauf der Reise aber auch in Cha-cha-cha und Foxtrott). Tanzlehrerin Martina vom Clubteam machte das toll: geduldig und mit viel Gespür für die Schwierigkeiten übte sie mal nur mit den Herren, mal nur mit den Damen, bis auch das letzte Pärchen die Schritte beherrschte.
Hungrig von diesen Anstrengungen und natürlich der ganzen Seeluft, fielen wir anschließend über das Mittagessen her, um uns dann im erfreulich milden Klima (auch abends konnte man auf der ganzen Reise problemlos bis in die Nacht im Kurzarm-Hemd draußen sitzen oder tanzen) auf die Liegen am Pool zu begeben. Auch ein Saunabesuch stand auf dem Programm, bevor nach dem Abendessen das Showprogramm im Theatrium
begann - wie immer absolut professionell und sehenswert! An diesem und
einigen folgenden Abenden gab es jeweils um 20 Uhr das Programm einiger
Gesangssolisten. Hier wurde tolle Unterhaltung in sehr familiärem Rahmen
geboten, denn offenbar waren die meisten Gäste noch auf die Restaurants verteilt, und so saßen nur wenige Zuschauer in den Reihen. Bedauernswert für die Künstler, denn die haben ganz sicher mehr Aufmerksamkeit verdient! Richtig voll wurde es dagegen, als sich gegen 21.45 Uhr die Vorstellung der nautischen Offiziere anbahnte. Allen voran der für uns neue "Erste Mann" der AIDAbella (da ist man mal ein halbes Jahr nicht auf dem Schiff, und schon ändert sich alles!), Kapitän Nico Berg. Ich hoffe für nachfolgende Gäste, dass er auf jeder Reise die gleiche Ansprache hält, denn der Mann ist nicht nur Nautiker, er ist auch Entertainer: ich bin vor Lachen fast von der Bank gerutscht, als er über die Häfen dieser Reise, die Aufgaben eines Kapitäns und andere Dinge beinahe im Stand-up-Comedy-Stil sprach - dieser Mann gehört einfach auf ein Clubschiff, auf einem Containerschiff wäre das vergeudetes Talent!
Später am Abend vertieften wir die gewonnenen Tanzkenntnisse bei Live-Musik in der AIDA-Bar, bevor wir nach einem letzten Spaziergang über Deck ganz sachte schlingernd den bizarren Blitzformationen der aufziehenden Gewitter im Thyrrhenischen Meer entgegensegelten...
21.09.2009, Neapel, Italien
Zitieren wir das ""> heute" von diesem Tag einmal wörtlich: "Sie [Neapel] hat den Ruf, eine der schönsten Städte der Welt zu sein".
Der Abgleich mit der Wirklichkeit legt die Vermutung nahe, dass die Verfasser dieser Zeilen der Bordzeitung das Schiff in diesem Hafen niemals verlassen haben. Deshalb der Tipp: Sollten Sie nicht beabsichtigen, nach dem Landfall in Neapel diese Stadt umgehend wieder ins Umland zu verlassen, dann BLEIBEN SIE AN BORD! Sie verpassen nichts. Neapel scheint nur deshalb von Kreuzfahrtschiffen angelaufen zu werden, weil das Umland dieser drittgrößten und wahrscheinlich verkommensten und schmutzigsten Stadt Italiens (ich liebe dieses Land, und es fällt mir
schwer, das zu schreiben, aber es stimmt leider!) einiges zu bieten hat. So
sind der Vesuv und die berühmten Ruinenstädte Herculaneum und natürlich Pompeji auf jeden Fall einen Besuch wert, auch die Amalfiküste und die Inseln Capri und Ischia sollen sehenswert sein; wenngleich auch extrem von Touristen überlaufen, wie wir von anderen Reisenden erfahren konnten. Trotz des zwar warmen, aber leicht regnerischen Wetters begaben wir uns nach Pompeji. Dorthin brachte uns ab Neapel-Hauptbahnhof (Stazione Centrale) die "Circumvesuvia"-Bahn, vergleichbar
mit einer deutschen S-Bahn. Die Fahrt kostet hin und zurück 4,80 Euro pro
Person und dauert ca. 40 Minuten, Haltepunkt ist "Pompei Scavi - Villa dei
Misteri". Dies wurde uns am Bahnschalter mitgeteilt und sogar aufgeschrieben, hier war man sehr hilfsbereit. Noch ein Hinweis: Keine Angst vor Warteschlangen an Bahnschaltern, in Italien geht das offenbar um ein vielfaches schneller als in Deutschland, wie wir am Folgetag auch in Civitavecchia erfahren konnten. Das liegt möglicherweise daran, dass die Mitarbeiter dort die Fahrkarten einfach von einer guten alten Rolle abreißen, anstatt sich durch zwar hochmoderne, aber komplizierte und langsame Programme zu klicken und dann auszudrucken. Sei's
drum: in Pompeji erhält man für 11 Euro Eintritt pro erwachsener Person einen kleinen Führer (auch auf Deutsch) und einen Lageplan des überraschend großen Geländes (gibt's links vor den Kassen an der Information). Festes Schuhwerk und sicherer Gang sind unbedingt erforderlich, denn die original antiken Römerstraßen in der Stadt sind nicht gerade das, was man rollstuhlgeeignet nennen würde! Zu sehen gibt es exzellent erhaltene Wohn- und Geschäftshäuser, lateinische Inschriften, grenzwertig pornografische Darstellungen aus dem Liebesleben der
alten Römer und jede Menge Amerikaner, Japaner und andere Touristen, auch von gegnerischen Kreuzfahrtschiffen. An dieser Stelle sei ein dickes Dankeschön an "> Cruises für den Verzicht auf peinliche Gruppen-Kleidungs-Aufkleber für Ausflüge eingefügt! Immerhin waren so z.B. die Reisenden von MSC-Kreuzfahrten eindeutig als solche zu identifizieren.
Fortsetzung in Infiziert! - Teil 2!