AIDA-Neubau
Im Kreißsaal eines Luxusliners 27. Januar 2009 20.02 Uhr, Marita Persian
Auf der Meyer Werft in Papenburg wird die neue "> gebaut. Es ist ein Kraftakt mit Lego-Gefühl.
Das Erste, was einem auffällt in dieser riesigen Halle, so hoch wie der Reichstag, ist der rote Kussmund - das 16 Meter lange Symbol der AIDA-Flotte. Ihn haben die Anstreicher schon vor Wochen auf den Bug der AIDAluna gemalt. Brücke und Schornstein sind auch schon montiert. Auf den ersten Blick sieht der weiße Gigant wie eine richtige, fertige Aida aus. Aber nur beinahe, denn im Bauch des Schiffes wuselt es wie in einem Ameisenhaufen. Im Zwei-Schicht-System und an manchen Tagen auch rund um die Uhr wird dort geschliffen, gebohrt, geschweißt, gehämmert, immer rund 250 Mann. Noch knapp drei Wochen, dann soll die Luna auslaufen.
So wie ihre Schwesternschiffe Bella und Diva wird sie in der traditionsreichen Meyer Werft in Papenburg an der Ems gebaut. Deren Baudocks sind die Kreißsäle der großen Pötte, der Kreuzfahrtriesen, auf dem später Urlauber über die Weltmeere schippern. Auf der Werft ist von perfekt organisierter Ferienwelt noch nichts zu spüren. Es riecht nach Teppichkleber, nicht nach Sonnenmilch. Am 29. März vergangen Jahres haben die Schiffsbauer der Meyer Werft den Kiel gelegt, also den Grundstein der Luna. In den Monaten danach wurden 55 riesige Stahlblöcke ins Bau-Dock gehievt. Mithilfe moderner Laserschweißtechnik haben die Schiffsbauer die Teile nach und nach zum Rumpf zusammengesetzt. "Das Ganze erinnert ein wenig an das Bauen mit Legosteinen", sagt Peter Hackmann, Konzernsprecher der Meyer Werft. Das Ergebnis ist beeindruckend. Die AIDAluna ist mit einer Länge von 252 Metern und einer Breite von 32,2 Metern kolossal und dennoch schnittig und elegant. Ein Werk von Profis. Meyer-Männer bauen schließlich seit 213 Jahren Schiffe. Und dennoch, es gibt Bauabschnitte, die sind nichts für schwache Gemüter. "Besonders spannend" fand Peter Hackmann die Stunden, als der Schornstein aufs Schiff kam. Das Aluminium-Ungetüm ist 25 Meter lang, 19 Meter breit, 10 Meter hoch und 75 Tonnen schwer, das entspricht etwa dem Gewicht eines Pottwals. Tagelang wurde das Dock geflutet, morgens die Tore geöffnet, am Nachmittag das Schiff auf Leitschienen 80 Meter aus der Halle gezogen, erst am Abend war die Montageposition unter dem Transportkran erreicht. Nach so einem Tag sind alle froh bei Meyer. Auf Deck 12 entsteht die Wellnessoase. Mit 2300 Quadratmetern die weltweit größte auf einem Kreuzfahrtschiff. Allerdings sind Whirlpool, Schwimmbecken und Saunen bis zur Jungfernfahrt noch kunstvoll mit Planen verhüllt, als hätte Christo seine Hände im Spiel gehabt. Wohlfühlen sollen sich die Passagiere auch in den 1025 Kabinen (Deck 4, 7 und 8. Sie wurden fix und fertig angeliefert und sind in edlen Blautönen und kräftigem Orange gehalten. Warmes Teakholz und Ornamente aus Chrom dominieren. Effekte, die an sich im Meer spiegelndes Mondlicht erinnern, zeigen, warum die Luna Luna heißt. Eine besondere Herausforderung für die Spezialisten ist derzeit der Einbau der Bühnentechnik, Lasershowanlage und das Installieren der LED-Leinwand auf dem Pooldeck, die Kinoformat hat, erklärt Christian Schönrock von "> Cruises. Parallel dazu entsteht obendrein ein 4D-Kino. Auf Deck 9, im gläsernen Theatrium, ist man schon bei der Feinarbeit. Mit ruhiger Hand tragen Innenausstatter Blattgold auf. Parkettleger kümmern sich um den Boden. Fliesenleger fügen kunstvolle Muster zusammen. Am 13. Februar wird das neue Clubschiff die Halle in Papenburg verlassen. Dann ist das Werk vollbracht, 1500 Mitarbeiter haben ihre Arbeit getan. Und alle wünschen: "Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel".